13
November
2020
|
15:01
Europe/Amsterdam

Erste „Lohn(t) zum Leben“-Mangos schließen Lohnlücke schon zu 40 Prozent

Mangos mit „Lohn(t) zum Leben“-Aufschlag im Obstregal? In den Niederlanden hat sich das in der zurückliegenden Saison kein einziger Händler getraut. In Deutschland und Österreich war man mutiger: ‚Ein paar Cent mehr, damit afrikanische Arbeiter von ihrem Lohn leben können? Da machen wir mit!‘ Auch die Verbraucher sind begeistert. Denn rund 100 Tonnen der Bio-Mangos mit „Lohn(t) zum Leben“-Mehrpreis wurden bei den teilnehmenden Händlern verkauft. Die dadurch gesammelte Prämie schließt die Lohnlücke bei den Mitarbeitern des Lieferanten Zongo Adama in Burkina Faso bereits zu 40 Prozent. Jetzt sollen auch „Lohn(t) zum Leben“-Avocados folgen.

Gert-Jan Lieffering, Qualitätsmanager bei Eosta, erklärt, worum es geht: „Ein existenzsichernder Lohn oder ‚Lohn zum Leben‘ ist, knapp gesagt, ein Einkommen, das den Arbeitern und ihren Familien ein angemessenes Leben ermöglicht. Hier geht es nicht nur ums Überleben, sondern z.B. auch um Bildung, Gesundheitsfürsorge, Rücklagen. Sozialgütesiegel garantieren einen Mindestlohn. Dieser liegt in armen Ländern aber weit unter dem, was für ein menschenwürdiges Leben nötig ist. Und bei Früchten ohne Sozialgütesiegel steht selbst hinter dem Mindestlohn noch ein Fragezeichen. Tatsächlich sind wir das erste Handelsunternehmen in Europa, das ein Produkt in die Läden bringt, mit dem ein Lohn zum Leben möglich wird.“

Um „Lohn(t) zum Leben“-Mangos anbieten zu können, startete Eosta zunächst eine Untersuchung bei Mango-Erzeuger Fruiteq in Burkina Faso. Dort arbeiten u.a. etwa 100 Lagerarbeiter sowie eine wechselnde Anzahl Erntehelfer. Aus der Analyse ging hervor, dass ein Aufschlag von nur 10 Cent pro Kilogramm Mangos ausreicht, um die derzeit gezahlten Löhne auf ein existenzsicherndes Niveau für alle Mitarbeiter anzuheben. Vorausgesetzt, die gesamte zum Export bestimmte Ernte wird nach Europa verkauft.

Mit dem Projekt „Lohn(t) zu Leben“ legte Eosta 2020 einen Blitzstart hin. In der Sommersaison verkaufte Accountmanager Leonard de Hoog über 100.000 Kilo Bio-Mangos mit Aufschlag für existenzsichernde Löhne an Handelskunden in Deutschland und Österreich. Mit anderen Worten: fünf volle Container. „Fruiteq ist mit diesem Ergebnis zufrieden“, sagt Leonard de Hoog. „Gemeinsam setzen wir wirklich einen neuen Standard bei fairen Lebensmitteln. Burkina Faso wurde von der Corona-Pandemie wirtschaftlich schwer getroffen, da ist dieser Erfolg eine tolle Aufmunterung.“

In Absprache mit den Angestellten bei Fruiteq wurde nun beschlossen, die erste gesammelte Prämie so einzusetzen, dass sie das ganze Jahr über ihr Einkommen verbessern können. Gert-Jan Lieffering erklärt: „Die Lagerarbeiter sind nur 12 Wochen im Jahr für Fruiteq beschäftigt, nämlich während der Mango-Ernte. Für den Rest des Jahres sind sie auf andere Erwerbsquellen angewiesen, vorzugswiese durch ein eigenes kleines Unternehmen. Aber Geld für de Unternehmensgründung zu leihen, ist in Burkina Faso schwierig und teuer. Deshalb verwenden wir das Geld auf ihren Wunsch für zinslose Mikrokredite. Das Geld rotiert – so schaffen wir einen nachhaltigen Katalysator, um noch mehr Menschen zu unterstützen“.

Das langfristige Ziel von Eosta bleibt es aber, die Lücke zwischen aktuellem und existenzsicherndem Lohn zu schließen. Und Lieffering ist zuversichtlich, dass dies gelingen wird. „Wir hoffen, in der nächsten Saison noch mehr Mangos verkaufen zu können. Und wir werden den nächsten Schritt gehen. Der Markt muss Vertrauen gewinnen, um sich längerfristig zu einer Preisgestaltung inklusive ‚Lohn(t) zum Leben‘-Aufschlag zu verpflichten. Im Frühjahr 2021 werden wir dieses Projekt mit Mangos und Avocados aus Kenia fortsetzen. Darüber führen wir aktuell Gespräche mit dem deutschen Einzelhandel.“

Auf der Internetseite www.livingwage.eu/de sind weitere Informationen zu Eostas „Lohn(t) zum Leben“-Projekt zusammengestellt. Auch der komplette Bericht zum Mango-Lieferanten SARL kann hier heruntergeladen werden.